Der Giersch

Unkraut und Wildgemüse. Giersch wird nicht nur von Gärtnern bekämpft und von Hobby-Köchen gelobt; Giersch ist auch eine uralte Heilpflanze. Nach mittelalterlichen Quellen galt er in Kloster- und Bauerngärten als „natürliche“ Nutzpflanze.
Der Giersch ist fast in ganz Europa und den gemäßigt-kontinentalen Gebieten des eurasischen Laubwaldgürtels zu finden. Er bevorzugt stickstoffreiche, schattig-feuchte Böden und ist in Gärten, Gebüschen und Wäldern zu Hause. Einmal angesiedelt, verbreiten sich die Pflanzen mit unterirdischen Ausläufern in wenigen Jahren über große Flächen. Die Dolden mit weißen Blütenständen leuchten zwischen Juni und August; sie sind 15-25 strahlig. Die bodennahen Blätter überdauern in milden Wintern; der Giersch ist somit teilwintergrün.

Giersch
Grafik: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé 1885, Gera

Der Name folgt dem griechischen Aegopodium (aigeos = Ziegen und pous-podos = Fuß). Wegen seines Blattstandes heißt die Pflanze auch Dreiblatt, wegen der Blütendolden wird sie Erdholler (Erdholunder) genannt. Der Volksmund spricht auch von Podagrakraut oder Zipperleinskraut – ein Hinweis auf seine Heilwirkung bei Gicht und Rheuma. Zudem wirkt er beruhigend, entwässernd, entzündungshemmend, harnsäurelösend, harntreibend und verdauungsanregend. Ein wahrer Tausendsassa. Auch bei Insektenstichen soll das zerquetschte Kraut lindernd wirken. Wer bei einer Wanderung das Glück hat, nach einer Insektenattacke Giersch zu finden, kann es ausprobieren.
Als Wildgemüse dürfte Giersch schon in der Steinzeit gegessen worden sein. Noch heute wird er im Frühling gern als Salat oder Spinat zur Frühjahrskur zubereitet. Die aromatischen und leicht bitteren frischen Triebe und jungen Blätter im Frühling ernten, diese wie Spinat oder Salat zubereiten. Ältere Blätter eignen sich als Petersilienersatz in Suppen, Gemüsegerichten oder einem Auflauf. Die reifen Samen kann man zum Würzen verwenden. Im Internet sind eine Fülle von Rezepten für die Verwendung von Giersch als Gemüse oder für Pesto zu finden.
Da Giersch im Gegensatz zu vielen anderen Gemüsearten die längste Zeit im Jahr verfügbar ist und nur geringe Ansprüche an Boden, Wasser und Lichtversorgung stellt, sicherte er zum Beispiel während der Weltkriege vielen Menschen die Vitaminzufuhr.
Der Doldenblütler gilt bei Gärtnern als ein unbeliebtes Wildkraut. Doch wer den Kampf gegen den Giersch aufnimmt, erfährt bald jede Vergeblichkeit menschlichen Tuns. Selbst wenn man die Pflanzen entfernt, im Boden verbliebene Rhizome aussiebt und das Erdreich über mehrere Jahre abdeckt, können zurück gebliebene Samen in Kürze den Giersch wieder nachwachsen lassen.
Den Anbau im eigenen Garten sollte man folglich dreimal überlegen. Auf eine Rhizomsperre (gegen die Wurzeln) sollte man keinesfalls verzichten, sonst dauert es nicht lange, bis der Nachbar auch Giersch in seinem Garten hat. Wer den Starkwurzler loswerden will, kann oft nur wegziehen. Durch Aufzucht in einem großen Topf lässt sich die Ausbreitung allerdings im Griff halten.