Der kleine Odermennig

Der kleine Odermennig, so unbekannt er bei vielen ist, so reich ist die Liste der Nicknamen des unscheinbaren Krauts: Ackermengkraut, Ackermünze, Ackermennig, Fünfblatt, Fünfmännertee, Franzkraut, Griechisches Leberkraut, Hagamundiskraut, Heil aller Welt, Leberklette, Otterminze, Stubkraut, Bruchwurz, Beerkraut und Steinwürz. Er gehört zur Pflanzenfamilie der Rosengewächse.
Die Artenbezeichnung (eupatoria) dieser alten Heilpflanze geht vermutlich auf den Arzt und König von Ponus, Mithridates Eupator (132 bis 63 v. Chr.) zurück, der im antiken Kleinasien ein Experte der Pflanzenheilkunde war und der die medizinische Verwendungsmöglichkeiten des Odermennigs angeblich entdeckt hat. Der Straßburger Apotheker W. Ryffius hingegen schrieb im Jahre 1573 seine Vermutung nieder, daß der Name eupatoria von der griechischen Bezeichnung für Leber, Hepar (Hepatorium), abgeleitet wurde.
Die relativ anspruchslose Pflanze läßt sich vorwiegend auf nährstoffarmen Wiesen und an Waldrändern finden. Bevorzugt werden lehmige und kalkhaltige Standorte. Im Gebirge wächst er bis in Höhen von etwa 1500 Metern. Der gemeine (kleine) Odermennig erreicht Wuchshöhen bis zu 1,20 Meter. Im Durchschnitt bleibt es aber bei Höhen zwischen 60 und 100 cm. Die hell- bis dunkelgrünen Blätter sind wechselständig angeordnet und sind länglich und fiederähnlich geformt. Blätter und Sproßachsen sind leicht behaart. Seine kleinen, gelben Blüten (Juli bis September), duften intensiv wohlriechend und sind in Ährenform am oberen Teil der Pflanze angeordnet. Die Blütenhülle ist mit etwa 10 mm relativ klein. Zur Zeit der Fruchtreife (Ende August bis September) bildet die Pflanze mit kleinen Haken besetzte“Klettfrüchte“. So werden die Samen vor allem durch Tiere verbreitet.

Auch wenn der kleine Odermennig als Wildkraut mit vielen interessanten Heilaspekten gilt, wird er in der Küche kaum verwendet. Durch seinen bitteren Geschmack konnte er als kulinarische Delikatesse keine Berühmtheit erlangen.
In der Pflanzenheilkunde dagegen wurde Odermennig schon in einer Aufzeichnung des griechischen Arztes Pedanios Dioscurides (~ 40 bis 90 v.Chr) und dem römischen Universalgelehrten Plinius dem Älteren (23 bis 79) beschrieben. Viele Jahre später befaßte sich Hildegard von Bingen (1089 bis 1179) mit seiner Heilkraft.
Kräuterbücher des Mittelalters empfehlen ihn zur Behandlung von Leberbeschwerden, auch gegen Husten und Fieber sowie zur Behandlung äußerer Wunden. Zur Anwendung wurde Odermennig entweder in Wein gesotten, als Tee aufgegossen oder mit Schweineschmalz zu einer Salbe vermischt.
Als Heißgetränk aufgebrüht, kommen auf einen Teelöffel getrocknetes Odermennigkraut etwa 250 bis 300 ml kochendes Wasser. Den Tee sollte man zugedeckt etwa 10 Minuten ziehen lassen und davon täglich nicht mehr als drei Tassen getrunken werden. Wegen der Gerbstoffe könnten bei Überdosierung mit Magenschmerzenentstehen. Neben der Möglichkeit als Heißgetränk wird Odermennigtee auch als Gurgellösung empfohlen.
Die entzündungshemmende Wirkung liegt an den Gerbstoffen des Odermennigs. Gerbstoffe entwässern nicht nur, sondern verändern auch die Proteinstruktur von Bakterien und Viren, sodaß diese vernichtet werden. Odermennig kann deshalb bei Entzündungen des Rachens oder Zahnfleischs, wie auch bei Nieren- und Blasenentzündungen helfen. Auch seine antioxidativen Eigenschaften aufgrund der hohen Polyphenolgehalte werden hervorgehoben.
In der traditionellen chinesischen Medizin wird er Odermennig als beglückende und harmonisierende Pflanze gelobt. Das Kraut wirkt kräftigend auf das Magen-Qi und wird folglich auch für eine Reihe an Magen-Darm-Erkrankungen eingesetzt, aber auch für Leber und Galle, die Niere sowie für Milz und Bauchspeicheldrüse.
In der Bach-Blütentherapie trägt es die Nr. 1 (Agrimony). In der Traumatherapie soll das Kraut helfen,Verdrängungen und Ängste zu bewältigen, die beispielsweise in der frühen Kindheit geprägt wurden oder im Zuge von Schicksalsgewalt aufgetreten sind.
In der Esotherik wird Agrimony (Odermennig) Shakti Grad 2 nachgesagt, er bewirke die Umkehrung von Flüchen und hartnäckigen negativen Absichten von anderen. Odermennig Shaktis Autorität helfe, schwarzmagische Zauber dorthin zurück zu schicken, wo sie herkamen oder sie Null und Nichtig zu machen.

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