Der Schachtelhalm steht mit unserem Land in einer besonderen Beziehung. Vor 400 Millionen Jahren gehörten Schachtelhalm-Baumriesen zu jenen Pflanzen, aus denen unsere Steinkohle entstanden ist. Wenn der Abbau auch eingestellt wurde, erinnern sich doch die Bergleute doch an die fossilen Überbleibsel der gewaltigen Bäume.
Überbleibsel dieser uralten Pflanzengruppe ist, neben weiteren Vertretern, der Acker-Schachtelhalm. Er wird auch Zinnkraut genannt, weil damit das früher viel verwendete Zinngeschirr blitzblank gerieben werden konnte. Die kieselsäurehaltige Pflanze wirkt wie „Schmirgelpapier.“
Als pflanzliches Heilmittel ist das Kraut seit langem bekannt: Bereits im Altertum wurden seine blutstillenden und harntreibenden Eigenschaften geschätzt. Nachdem der AckerSchachtelhalm einige Zeit in Vergessenheit geriet, hat ihn Pfarrer Sebastian Kneipp wieder entdeckt gegen Rheuma und Gicht eingesetzt.
Der eher unauffällige Acker-Schachtelhalm erreicht eine Höhe von durchschnittlich 30 Zentimetern, höchstens jedoch 50 Zentimeter. Der Stengel setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen, die ineinander verschachtelt sind, woher auch der Name Schachtelhalm stammt. Wenn im Sommer vom Hauptstengel kleine Zweiglein abstehen, erinnern die Pflanzen an kleine Nadelbäume.
Diese Stengel ersetzen die Blätter. Auch Blüten hat der Schachtelhalm nicht, weil er eine Sporenpflanze ist. Im Frühjahr treibt die Pflanze zunächst einen Trieb mit einer Art Blüte aus, die keine Funktion hat und nach ungefähr einem Monat abstirbt. Anschließend kommen die typischen, grünen Triebe, die ebenfalls keinerlei Fortpflanzungsfunktion besitzen. Die Pflanze vermehrt sich ausschließlich durch Wurzelsprosse.
In der Landwirtschaft gilt die Wildpflanze heute als sogenanntes „Unkraut“ und wird entsprechend bekämpft. Dank ihrer Robustheit wird es kaum einem Landwirt gelingen, den Ackerschachtelhalm völlig vom Acker zu verbannen. Er ist im wahrsten Sinne kein Unkraut, sondern wie alle unerwünschten Pflanzen ein „Wildkraut“, das auch seinen Nutzen hat.
Wo er in größeren Mengen vorkommt, herrscht Staunässe im Boden oder der Acker wurde durch schweres Gerät zu sehr verdichtet. Aufmerksame Landwirte betrachten den Ackerschachtelhalm deshalb als „Zeigerpflanze“.
In der ökologischen Landwirtschaft wird aus dem Schachtelhalm ein Extrakt zum biologischen Beizen des Saatgutes verwendet, um es vor Krankheiten und Schädlingen zu schützen. Dies funktioniert beinahe so gut wie die chemische Konkurrenz, dafür sind Ackerschachtelhalm-Extrakte kein Umweltgift. Auch Mehltau, der regelmäßig besonders Obstgehölze befällt, kann mit Schachtelhalm-Extrakt bekämpft werden.
Wegen des hohen Kieselsäuregehaltes hat der Schachtelhalm in der Humanmedizin vielfältige Heilwirkungen. Die Summe von Kieselsäure, Saponinen, Flavonen, Kalzium, Kalium, Magnesium und etlichen Spurenelementen ist bei Rheuma, Blasen- und Nierenschwäche, Ödemen und Wassersucht angezeigt.
Acker-Schachtelhalm kann leicht mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm verwechselt werden, deshalb nicht selbst sammeln! Wird die Pflanze zur Durchspülung verwendet, dann auf jeden Fall reichlich trinken! Menschen, die unter Herz- und Nierenfunktionsstörung leiden, sollten Ackerschachtelhalm nicht einnehmen.
In der heimischen Küche wird der Ackerschachtelhalm nicht verwendet, wohl aber in Japan; dort ist er als Gemüse sehr beliebt.