Kleiber

Er ist ein „Kleber“, der Bruthöhlen mit zu großem Einflugloch mit Lehmmörtel verengt, um sie vor dem Zugriff durch Marder oder Krähen zu schützen. Dazu hämmert der Vogel rund ums Einflugloch Erdklümpchen mit der Schnabelspitze so lange fest, bis das Loch eng genug ist. „Kleiber“ nannte man im Mittelhochdeutschen Handwerker, die Lehmwände errichteten.

Der tagaktive Vogel übernachtet meist einzeln in Baumhöhlen. Sein eigentlicher Lebensraum sind Eichen- und Buchenwälder. Aber auch in unseren Gärten mit Altholzbestand oder Bäumen mit grober Rinde fühlen sich Kleiber gut zu Hause.

Der Kleiber wird etwa 12 bis 14,5 Zentimeter groß. Sein Körper ist gedrungen, die Oberseite blaugrau und die Unterseite je nach Unterart weiß, ockerfarbig oder rostrot. Alle Kleiber sind an der Oberseite des Schwanzes rotbraun gefärbt mit großen, weißen Flecken. Typisch sind die schwarzen Augenstreifen. Auch die Iris ist schwarz.
Als Standvogel bleibt der Kleiber im Winter bei uns. Flink und lebhaft sucht er geschickt an Stämmen und Zweigen sein Futter. Anders als Baumläufer oder Spechte kann er sogar kopfüber am Stamm abwärts klettern.

Auf dem Speiseplan stehen hauptsächlich Insekten, Insekteneier und Larven. Später im Jahr wird die Speisetafel mit Samen, Beeren und Nüsse bereichert. Größere Nüsse oder auch Beutetiere klemmt der Kleiber zum Verzehr in eine Rindenspalte. Kopfunter meißelt und hämmert er mit dem kräftigen spitzen Schnabel mundgerechte Bissen ab. Für den Winter treibt er Vorratshaltung.

Mit dem Nestbau beginnt der Kleiber meist schon im März. Bruthöhlen können alte Baumhöhlen, Nistkästen oder verlassene Spechtbauten sein. Das Innere wird mit Rindenstückchen und weichem Material (Haaren, Gras, Federn) ausgekleidet. In den Nestern finden sich fünf bis sieben milchig-weiße Eier mit rostroten Sprenkeln. Brutzeit ist April bis Mai und dauert 14 bis 18 Tage. Die Nestlinge werden etwas mehr als 3 Wochen lang gefüttert.

Die Jungvögel fliegen Anfang Juni aus. Nur ganz selten ist eine Zweitbrut zu beobachten. Die Altvögel bleiben zumeist das Jahr über im Revier. Die Jungvögel suchen ihr neues Zuhause gewöhnlich in einem Umkreis von wenigen Kilometern.
Der helle laute Pfeifton des Kleibers gehört zu den markanten Frühjahres-Vogelstimmen. Mit ihrem Gesang erfreuen uns aber nur die Männchen – in allerdings recht einfacher Tonfolge, die aus einer Reihe weniger Pfeiflaute besteht. Um ihr „wi wi wi…“ richtig zu imitieren, muss man beachten, dass jeder Ton zum Ende hin gleichmäßig sinkt. Als Variation bieten sie noch eine Trillerstrophe.

Der Kleiberbestand wird für Deutschland auf 600.000 bis 1,4 Millionen Brutpaare geschätzt. Ursache der Schwankungen ist das von Jahr zu Jahr wechselnde Nahrungsangebot. Wenn die Buchen besonders viele Bucheckern produzieren (Buchenmast), überleben mehr Kleiber den Winter als bei knappem Futterangebot. Der älteste Ringfund beträgt 9 Jahre.

Foto: pixabay