Scharbockskraut

Es gehört zum ersten Grün im offenen Laubwald. Das Scharbockskraut gedeiht aber ebenso auf feuchten Wiesen, in Gebüschen und Hecken solange seine Blätter von der Sonne erreicht werden. Im zeitigen Frühjahr ist es deshalb oft die erste Grünpflanze, die in Massen den Waldboden belebt. Dann dauert es nicht lange und über dem Blattteppich leuchtet ein gelbes Blütenmeer.

Aber Achtung: Das Scharbockskraut ist ab der Blüte in allen Teilen giftig, besonders aber im Wurzelstock. Nur die jungen Blätter, die vor der Blütezeit geerntet werden, sind unbedenklich. Sobald die gelben Blüten über dem Grün leuchten, werden alle Pflanzenteile giftig. Deshalb müssen die Blätter unbedingt vor der Blüte gepflückt und verarbeitet werden, denn blühendes Scharbockskraut bildet in seinen Blättern das Gift Protoanemonin, das bitter und brennend scharf schmeckt und bei Menschen Magen- und Darmreizungen hervorruft. Vor der Blüte gepflückt kann man die Blätter in Salaten gegen Frühjahrsmüdigkeit essen. Ihr herb-würziger bis scharfer Geschmack verleiht jedem Wildkräutersalat eine herzhafte Note. Zusammen mit Quark ergeben die kleingehackten Blätter einen pikanten Brotaufstrich. Ihr Vitamin-C-Gehalt ist so groß, daß damit Mangelerscheinungen und Frühjahrsmüdigkeit vorgebeugt werden kann.

Scharbockskraut gehörte früher zum Reiseproviant der Seefahrer, die auf langen Reisen kein frisches Gemüse und Obst zu Verfügung hatten. „Scharbock“ ist die alte, volkstümliche Bezeichnung für Skorbut (Vitamin C Mangel-Krankheit).

Obwohl viele Insekten die Blüten besuchen, bilden sich kaum Samen. Die Pflanze vermehrt sich auf andere Weise: In den Blattachsen der unteren Blätter entwickeln sich kleine Brutknospen. Aus diesen Brutknospen wachsen später neue Pflanzen. Bei starkem Regen werden diese Brutknospen oft zusammengeschwemmt, sodass es aussieht als hätte es Weizen geregnet. Tatsächlich ähneln denn die Brutknospen Getreidekörnern. Mancherorts werden sie auch Himmelsgerste, himmlisches Manna oder Himmelsbrot genannt. In schlechten Zeiten wurden die getrockneten Knospen sogar zusammen mit den Wurzelknollen zu Mehl vermahlen. Als Variante kann man die Blütenknospen auch in Essig einlegen und als Kapern-Ersatz verwenden.

Achtung Verwechslungsgefahr!

Die Blätter des Scharbockskrauts ähneln den Blättern des mittelstark giftigen Haselwurz. Daher ist es wichtig, dass man sich anhand der Blüten den Standort des Scharbockskrautes schon im Vorjahr einprägt. Die Haselwurz-Blüten sind rot und glockenförmig.

Grafik: Scharfer Hahnenfuß /Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany