Unser Lungenkraut

Jetzt im März blüht das unscheinbare Kräutlein mit kräftigen Blütenbüscheln. Die Blüten ähneln formal stark der Schlüsselblume, obwohl beide Pflanzen zu verschiedenen Pflanzenfamilien gehören. Das Lungenkraut hat glockenförmige Blüten, die im Laufe der Blütezeit von rosa nach violett wechseln. Es wächst bevorzugt in lichten Laubwäldern und an Waldrändern, meist in in größeren Gruppen, aber auch in vielen Gärten.

Unsere Altvorderen wußten noch, daß gegen jedes Wehweh ein Kraut wächst. Die hellgrünen Flecken auf den Blättern des Lungenkrauts sagten den Menschen, daß diese Pflanze Ähnlichkeit mit unserer Lunge hat und folglich mußte sie bei Lungenleiden helfen – und sie hilft tatsächlich. Heutzutage hat die Pharma-Chemie sicher wirkungsvollere Mittel. Die Volksheilkunde schätzt es jedoch sehr.
Für den deutschen Trivialnamen Lungenkraut existieren zahlreiche volkstümliche Namen: Bachkraut, Blaue Schlüsselblume, Bockkraut, Brunneschüsseli, Fleckenkraut, Güggelhose, Händschechrut, Hänsel und Gretel, Himmelschlüssel, Hirschkohl, Hirschkoze, Hirschmangold, Hosenschiffern, Königsstiefel, Lungentee, Lungenwurz, Schlotterhose, Schwesternkraut, Ungleiche Schwestern, Unser lieben Frauen Milchkraut, Waldochsenzunge, wegen der früheren Uniformfarben auch Bayern und Franzosen.
Vor allem der hohe Gehalt an Kieselsäure im Lungenkraut rechtfertigt den Einsatz als Heilpflanze bei Husten. Zusätzlich enthält das Lungenkraut Schleimstoffe und Saponine, die als Heilkraft bei Atemwegserkrankungen dienen. Der traditionelle Einsatzbereich reichte früher vom einfachen Husten bis hin zu Lungentuberkulose, die in Mitteleuropa eine weitverbreitete Plage war.
Außerdem wirkt das Lungenkraut lindernd bei Darmentzündungen und Durchfall. Äußerlich angewandt dient es durch seinen Gehalt an Allantoin und Gerbstoffen der Wundheilung. Das Allantoin ist auch der Haupt-Wirkstoff des Beinwells, weshalb es ähnliche Eigenschaften hat wie der Beinwell. Zudem regt es die Schweißbildung an, wirkt entzündungshemmend und treibt den Harn.
Man kann das Lungenkraut entweder separat als Tee aufbrühen oder gemeinsam mit anderen Kräutern als Mischtee. Dafür übergießt man ein bis zwei Teelöffel Lungenkraut mit einer Tasse kochendem Wasser und läßt den Tee zehn Minuten ziehen. Danach wird er abgeseiht und in kleinen Schlucken getrunken. Über den Tag verteilt werden bis zu drei Tassen empfohlen.
Nach spätestens sechs Wochen sollte man aber eine Pause einlegen und vorübergehend einen anderen Tee mit ähnlicher Wirkung trinken. Anschließend kann man wieder sechs Wochen lang Lungenkraut-Tee trinken. Durch die Pause werden mögliche unerwünschte Langzeitwirkungen vermieden und die erwartete Wirksamkeit des Lungenkrauts bleibt erhalten.
Die Lungenkrautblüten werden besonders durch Hummeln, aber auch durch Falter bestäubt. Die unterschiedliche Farben der Blüten kommen durch eine Veränderung des pH-Wertes nach dem Bestäuben zustande. Rosafarbene Blüten sind noch voll Blütenstaub, bestäubte und deshalb schon besuchte Blüten werden dunkelviolett bis blau. Ameisen sorgen für die Ausbreitung der Samen.
Die Blätter des Lungenkrautes ergeben einen feinen Salat oder können in Suppen verwendet werden.
Im bayerischen Wald kannte man früher das Lungenbier. Dazu wurde ein Eßlöffel getrocknetes Lungenkraut in eine halbe Maß Bier gegeben und auf dem Ofen fast bis zum Kochen gebracht. Nach dem Erkalten wurde wieder abgesiebt. Ein Eßlöffel davon wurde mehrmals am Tag eingenommen. Seine Haltbarkeit war stark begrenzt.

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