Eisenkraut

Dem Eisenkraut wurden von alters her wundersame Eigenschaften zugeschrieben. Schon im alten Ägypten wurde das Eisenkraut bei Zeremonien verwendet und „Träne der Isis“ genannt. Im Mittelalter wurde es in nahezu jedem Zaubertrank verwendet und galt als Allheilmittel gegen alle Arten von Krankheiten. Bei den Galliern wurde es von den Druiden höher geschätzt als die Mistel.

220px-Epilobium_parviflorum_(Sturm)Das Echte Eisenkraut wächst als sommergrüne, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 20 bis 75 cm. Sein aufrechter, verzweigter Stängel ist vierkantig und flaumig behaart, manchmal auch kahl. Die Laubblätter sind gegenständig am Stängel verteilt. Oberhalb der Blätter wachsen etliche harte Seitenäste, die die winzigen hellrosa Blüten tragen. Sie wachsen in Ähren von unten nach oben. Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa vom Mai bis Oktober, gelegentlich sogar bis zum ersten Frost.

Die unauffällige, aber ausdauernde Pflanze wächst gerne an Wegen, Hecken und Schuttplätzen, braucht im Sommer aber viel Wasser.

In Mitteleuropa zählt das Eisenkraut zu den Alteinwanderern (Archäophyt): Als Kulturbegleiter bzw. als Kulturrelikt ist es seit der Jungsteinzeit in der Nähe von menschlichen Siedlungen und später z.B. in der Nähe von Burgen nachweisbar.

Dem Echten Eisenkraut wurden insbesondere harntreibende, Gallenfluss anregende und antirheumatische Wirkungen nachgesagt. Als Inhaltsstoffe konnten die Iridoid-Glykoside Verbenalin u.a. Glykoside nachgewiesen werden.

In Südfrankreich wird in der Region um Le Puy-en-Velay unter dem Namen Verveine du Velay ein Schnaps mit verdauungsfördernder Wirkung hergestellt. Allerdings bezieht sich „Verveine“ hier auf die im Gegensatz zum Echten Eisenkraut zitronig duftende Zitronenverbene (Aloysia citrodora). So auch bei der in arabischen Ländern verbreiteten Tee-Mischung „verveine menthe“.

Eisen enthält die Pflanze allerdings nicht. Trotz mehrfacher pharmakologischer Untersuchungen aller bekannten Inhaltsstoffe konnte eine eindeutige pharmazeutische Wirkung nicht gesichert nachgewiesen werden. Deshalb werden Eisenkrautpräparate heute nur noch in der Volksmedizin, wohl aber als wesentlicher Bestandteil vieler handelsüblicher Erkältungsmittel verwendet.

Als ausgesprochener Mode-Tee wird in unseren Tagen hauptsächlich der südamerikanischer Bruder des Eisenkrauts „Verbena“ verwendet. Die Heilwirkung aber steckt eher im europäischen Eisenkraut, wohingegen die südamerikanische Verbena stärker zitronig schmeckt und daher als Zitronenverbene bevorzugt wird.