Unsere Berberitze

Wegen seiner vielseitig verwendbaren Beeren soll diesmal ein Strauch unsere Kräuter-Fibel bereichern. Die Berberitze ist eine alte Heilpflanze, die schon von den Ägyptern zusammen mit Fenchelsamen zur Bekämpfung von Fieber genutzt wurde. Die sauren Früchte sind aber auch in der Küche beliebt; man kann pikante Marmelade daraus bereiten oder sie getrocknet wie Rosinen in Müslis verwenden. Die Früchte reifen im Spätsommer und bleiben bis in den Spätherbst am Strauch.

Die Blütezeit ist Mai bis Juni. Wildwachsende Berberitzen sind bei uns eher selten. Dafür werden sie in Hausgärten gern als Heckenpflanze verwendet. Ihre Sträucher werden bis zu 2,5 m hoch. Die kleinen gelben, duftenden Blüten hängen in Trauben. Sie blühen von Mai – Juni. Im Herbst reifen die länglichen roten Beeren heran.

Die normalen Blätter sind eiförmig und relativ klein. Am Rand sind sie leicht gezähnt. Einige Blätter verwandeln sich zu Dornen. Die Zweige haben eine hellgraue Rinde mit einem Stich ins rötliche; das innere Holz ist gelblich. Wegen ihrer Dornen gilt sie als eine gute lebende Hecke um Viehweiden.

Die Berberitze kommt vermutlich aus Nordafrika. Ihren Namen verdankt sie wahrscheinlich den Römern. Sie nannten sie nach ihrem Ursprungsland, dem Gebiet der Berber.

Die gesamte Pflanze enthält das hochgiftige Alkaloid Berberin. Eine Ausnahme bilden allein die völlig ungiftigen Beeren der Berberis vulgaris (der gewöhnlichen Berberitze). Die Beeren anderer Berberitzen-Arten wirken teilweise stark giftig. Schon bei Aufnahme geringer Mengen der Beeren einer der anderen Arten kommt es zu Magenbeschwerden, stärkerer Vergiftung mit Erbrechen, Durchfällen, Benommenheit und Nierenentzündung.

Da die reifen Früchte der Berberitze keine Alkaloide enthalten, dafür aber typische Stoffe wie Fruchtsäuren und Vitamin C kann man die Beeren trocknen und in der kalten Jahreszeit als Vitaminspender einsetzen.

Oder man bereitet sie als Marmelade oder Mus zu, um sie als Süßschmier zu genießen. Auch Sirup läßt sich aus den Berberitzen-Früchten herstellen. Man kann aber auch den frischen Saft der Berberitzen auf das Zahnfleisch pinseln, um es zu stärken oder Zahnfleischblutungen zu stoppen.

Die Beeren werden in orientalischen Ländern, vor allem im Iran zum süß-sauren Würzen von Reis (z. B. Sereschk Polo – „Berberitzenreis“), aber auch von Fisch und Braten verwendet. Allein in der Region Chorasan, dem Zentrum des Anbaugebietes im Nordosten des Iran, werden pro Jahr etwa 4500 Tonnen Früchte geerntet. Die kernlose Sorte ‘Asperma’ wird in dieser Provinz seit etwa 200 Jahren kultiviert. Es sind aber vermutlich alte gewöhnliche Berberitzen, deren Früchte mit zunehmendem Alter kernlos werden.

Rinde und Wurzel wurden früher zum Gelbfärben von Textilien, Leder und Holz benutzt. Das harte Holz sehr alter Sträucher wird für Einlege- und Drechselarbeiten verwendet.

In der Volksheilkunde wird die Berberitzenwurzel unter anderem bei Leberfunktionsstörungen, Gallenleiden, Gelbsucht und Verdauungsstörungen angewandt. Das Alkaloid Berberin, das nach Berberis vulgaris benannt wurde, ist für die gelbliche Färbung der Berberitzenwurzel (Radix Berberidis) als auch für einige der Hauptwirkungen der Droge verantwortlich. Berberin soll Fett- und Blutzucker senken. In einer Mischung von Berberitzenwurzelrinde mit Leber- oder Gallen-Tees soll akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung geheilt werden. Ein wichtiger Hinweis: Die alkaloidhaltigen Pflanzenteile der Berberitze sollte man als Medizin nur nach Rücksprache mit einen erfahrenen Arzt verwenden. Allein die Beeren enthalten kein Alkaloid.

Wegen des säuerlichen Beerengeschmacks und seiner Dornen heißt der Strauch im Volksmund Sauerdorn. Weitere Namen waren Spießdorn, Sauerachdorn, Dreidorn und Erbseldorn.

Grafik: Berberis vulgaris / Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany