In puncto Gesundheit stellen wir heute eine wahre Wunderpflanze vor. Ihre antibakteriellen Eigenschaften helfen bei Erkältung, Halsentzündung, Husten und Fieber; dank Gerbsäure, Tanninen, Bitterstoffen hilft sie bei Verdauungsschwäche, Blähungen, Durchfall; Ätherische Öle, Kampfer, Zineol, Pinen und Salven wirken gegen Nachtschweiss, Fussschweiss, Zahnfleischentzündungen, Hauterkrankungen, Ekzeme und auch bei Insektenstichen; das psychoaktive Thujon ist schon in geringen Dosen bei Nervenschwäche wirksam; dank ihrer östrogenhaltigen Substanzen balanciert die Pflanze den weiblichen Hormonhaushalt besonders gut während der Pubertät und in den Wechseljahren. Die Rede ist vom Wiesensalbei.
Die bis zu 60 cm hohe Pflanze bevorzugt nährstoffreichen, kalkhaltigen Boden und liebt sonnige Standorte. Deshalb ist sie auf den heimischen Wiesen sehr verbreitet. Ab Ende April bis zum
Spätsommer ist der Wiesensalbei mit seinen blau-lila Blüten und seinem intensiven Aroma beim Zerreiben der Blätter eine eindrucksvolle Pflanze. Er gehört zu den Lippenblütlern und ist ein beliebter Nektarspender für Hummeln. Er ist bei uns an sonnigen, kalkhaltigen Standorten wild zu finden.
Die Blätter wachsen gegenständig am Stengel. Sie sind erheblich grösser und weicher als die Blätter des Gartensalbeis. Auch riechen sie deutlich weniger würzig als der kultivierte Bruder. Beim Wiesensalbei stehen eher die Gerb- und Bitterstoffe im Vordergrund des Aromas.
Die Blüten sind „Eigentliche Lippenblumen“. Die Unterlippe dient als Sitz für die Bestäuber, die helmförmige Oberlippe verbirgt die 2 Staubblätter und den Griffel. Durch starkes Wachstum des Konnektivs (so nennt man das Staubbeutel-Zwischenstück) sind die Staubbeutelhälften weit auseinandergerückt.
Über den typischen Salbei-Mechanismus wird die Blüte bestäubt: Die Hummel steckt ihren Rüssel in die Blüte und durch eine Öse am unteren Hebelarm, um Nektar zu sammeln, löst sie dabei den Hebelmechanismus (auch Schlagbaummechanismus genannt) aus, der den Blütenstaub am haarigen Körper der Hummel abstreift. Der Pollen wird dann von der Hummel zu anderen Blüten weiter getragen. Der Nektar ist nur langrüsseligen Insekten wie den Hummeln zugänglich, seltener wird der Mechanismus von Bienen betätigt. Jede Blüte enthält einen Pollenvorrat für ca. 12 Bestäubungen.
Der Wiesensalbei wartet noch mit einer weiteren Besonderheit auf: Die ausdauernde Halbrosettenpflanze gehört zu den Lichtpflanzen, die bei weniger als 20 % der normalen Tageslichtmenge steril bleiben.
Die Pfahlwurzel reicht bis 1 m Tiefe.
Bis in die heutige Zeit und in die moderne Medizin hat sich der Salbei seinen Stellenwert als antibakterielles, krampflösendes, entzündungs- und schweißhemmendes Kraut bewahrt.
Seine hohe Wertschätzung trägt der Salbei schon im lateinischen Namen: Salvia leitet sich vom lateinischen „salvare“ – „heilen“ – ab. Für die Römer war Salbei eine heilige Pflanze, die Griechen glaubten gar, er könne unsterblich machen. Im Mittelalter galt der Salbei als Zauberkraut. Er schützte nicht nur vor Hexen und bösen Geistern, sondern konnte auch Schlösser öffnen, Wünsche verwirklichen und materiellen Wohlstand heranziehen. Diebe, die die Häuser von Pestopfern plünderten, sollen sich mit seiner Hilfe gegen Ansteckung geschützt haben – das Rezept gaben sie preis, um ihrer Hinrichtung zu entgehen – es ist als „Essig der vier Räuber“ überliefert.
Frische und Wohlbefinden entfaltet Salbei auch in der Küche. Hier dient die Kräuterwürze an Fisch, Fleisch, Saucen oder Suppen gleich noch der besseren Fettverdauung.
Die Frische des Salbeiduftes wirkt auch auf unseren Geist und macht ihn wach und lebendig. Dieser Effekt war offenbar auch erwünscht, wenn man früher Salbeiblätter in die Kirchengesangsbücher legte.