Amsel

Unsere „Omschel“

Etwa 1 Stunde vor Sonnenaufgang weckt uns der Gesang unserer „Omschel“. Ganz verhalten fängt sie an, mit leisen Tönen, wird zunehmend kräftiger und steigert sich zum vollen melodischen Reviergesang, in dem es tagsüber durchaus Imitationen von Meisenlauten, Stieglitzrufen und Spechttönen geben kann. Amseln lernen ihre Melodien nicht nur von Artgenossen; sie imitieren gern andere Vogellaute, gelegentlich sogar Hühnergackern oder Verkehrsgeräusche.
Den Reviergesang trägt hauptsächlich das Männchen von exponierten „Singwarten“ aus vor. Zumeist gibt es dafür zwei bis drei wiederkehrende Hochsitze (Baumspitzen, Antennen, Dachfirste).

Die Amsel gehört zur Familie der Drosseln.

Wegen der schwarzen Farbe der Männchen ist der Gattungsname „Schwarzdrossel“. Auffallend ist bei den Amselmännchen der deutlich gelbe Schnabel und der gelbe Augenring. Amselweibchen dagegen sind von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze braun gefärbt; auch der Schnabel ist eher bräunlich.
Ursprünglich als Waldvogel hat die Amsel feuchte, dunkle Reviere bevorzugt. Inzwischen ist sie in den Innenstädten genau so zuhause wie in Parks oder Stadtrandlagen. Kurz gehaltener Rasen ist ihr am liebsten, das erleichtert die Nahrungssuche (Würmer, Insekten).

Wenn ich im Winter mit der Futtertüte in den Garten komme, schwirrt auf der Stelle unsere Hausamsel herbei und fordert mit lautem Ticksen ihr Futter ein. Im Frühjahr, beim Umgraben, muss ich aufpassen, dass sie dem Spaten nicht zu nahe kommt. Beim Ausfahren frischer Komposterde hüpft sie mir fast auf die Schubkarre. So geht das seit einigen Jahren.

Als vielseitiger Allesfresser vertilgt der Vogel vom Fallobst über Würmer und Insekten bis zu Erdbeeren oder gerade gesetzten Salatpflanzen ziemlich alles, was ihm vor den Schnabel kommt. Zur Kirschenzeit sollte man sich nicht unter einen Süßkirschen-Baum setzen, wenn Amseln in der Nähe sind. Es könnte Kirschsaft „regnen“.
Zum Trinken tauchen Amseln oft bis zum Bauch in flaches Wasser – ist die Pfütze oder ein kleiner Teich groß genug, wird auch gern unter heftigem Plustern gebadet.
Amseln sind Frühbrüter. Bei uns sind erste Bruten schon Ende Februar oder Anfang März zu beobachten. Oft gibt es zwei bis drei Jahresbruten; die letzten Jungvögel schlüpfen Ende August.

Das Nest errichten die Vögel in der Regel auf einer festen Unterlage aus dichten Zweigen – von oben ist es geschützt. Halbdunkle Standorte in immergrünen Gehölzen Nadelbäume, Wachholder, Kirschlorbeer werden bevorzugt. Amselnester sind im Vergleich zu denen der Sing- oder Wacholderdrossel besser versteckt. Die typische Nesthöhe liegt bei 1,5 bis 2 Metern.
Das schalenförmige Nest wird vom Weibchen allein gebaut. Unermüdlich schafft das Weibchen unserer Haus-Omschel dicke Materialbüschel aus Moos, dünnen Stengeln und groberen Halmen zum Nistplatz. Die Nestmulde formt es durch kräftiges Hin- und Herbewegungen. Der äußere Durchmesser eines Nestes liegt ungefähr bei 16 Zentimetern, die innere Mulde hat etwa 10 cm Durchmesser. Für jede Brut wird ein neues Nest gebaut.
Ist die künftige Kinderstube perfekt ist, legt die Amselfrau nach ca. 2 bis 3 Tagen das erste Ei. Jeden Tag kommt ein weiteres hinzu, bis nach durchschnittlich 5 Tagen das Gelege vollständig ist. Ab dem 2. Ei beginnt das Weibchen mit der Brut und verlässt das Gelege nur noch zur Nahrungssuche. Im Gegensatz zu vielen anderen Singvögeln wird die Amselfrau nicht vom Männchen gefüttert.

Amseln bewachen und verteidigen ihr Nest und ihre Jungen mutig und energisch. Unsere Amsel ist einer Katze schon mal ins Genick geflogen. So schnell habe ich noch keine Katze Reißaus nehmen gesehen. Doch kommen Feinde dem Nest manchmal gefährlich nahe.

Mit lautem Ticksen werden Störenfriede dann vom Brutplatz fort gelockt. Reagiert ein Eindringling nicht, geht das Ticksen in lautes Gezeter über und der Eindringling wird angegriffen.
Die Jungen schlüpfen nach spätestens zwei Wochen und werden dann 12- 16 Tage im Nest gefüttert. Noch bevor sie voll flugfähig sind, verlassen sie oft schon das Nest.
Gefährdet sind Amseln von Falken, Sperber, Mäusebussard oder Habicht, aber auch von Waldkauz oder Waldohreule, auch von Katzen und Elstern.

Trotzdem ist die Amsel in Deutschland mit rund 7 bis 8 Millionen Brutpaaren der dritthäufigste Brutvogel.

foto: pixabay