Das Kleine Weidenröschen

Das Kleine Weidenröschen ist in den gemässigten Zonen Europas heimisch. Als es nach alter Waldwirtschaft noch Kahlschlagflächen gab, blühte es auf den Lichtungen ab Juli rosa und rosarot auf ganzer Fläche. Die mehrjährige Pflanze wird bis zu 60 cm hoch und überwintert mit einer bodennahen Rosette.

Im zeitigen Frühjahr wächst aus der Rosette ein runder Stengel mit länglichen Blättern. An der Spitze erscheinen ab Juli winzige hellrosafarbene Blüten mit vier Blütenblättern, die in der Mitte eingekerbt sind. Sie wachsen in Traubenform auf schmalen Schoten.

Nach dem Reifen springen die Schoten auf und geben Samen frei, die an baumwollartigen Fasern haften.

220px-Epilobium_parviflorum_(Sturm)In Europa galt das Weidenröschen früher bei Gewitter als Schutz vor dem Blitz. Aber nicht nur dazu. Es gehörte auch zu den Bettstrohkräutern, die Wöchnerinnen nach der Geburt in die Matratze gestopft wurden, damit sich Mutter und Kind besser fühlen.

Ende des 19. Jahrhunderts geriet das Kleine Weidenröschen in Vergessenheit, bis es Maria Treben in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aus der Versenkung holte. Seit dem wurde es zu einem beliebten Modeheilkraut.

In der Volksheilkunde schreibt man dem Kleinblütigen Weidenröschen einen heilenden Effekt bei Prostatabeschwerden zu. In anderen Büchern wird auch berichtet, dass es bei Blasen- und Nierenerkrankungen helfe. Wissenschaftliche Versuche haben gezeigt, dass ein Extrakt aus der Pflanze antibakteriell wirkt und das Wachstum von Colibakterien hemmt.

In manchen Indianer-Stämmen Nordamerikas benutzten die Schamanen das Weidenröschen zusammen mit anderen Pflanzen zum Räuchern oder Rauchen, um in eine Trance zu geraten, die ihnen bei der Heilung von Krankheiten helfen sollte. Dort wird die Pflanze „Fireweed“ genannt, denn die Samen des Weidenröschen sind ein genialer Zunder zum Feuermachen. Viele Indianer-Stämme hatten und haben das schmalblättrige Weidenröschen im Einsatz. Im Frühjahr als Vitamin C und Provitamin A Quelle. Später im Jahr als Tonikum für urologischen Probleme.

In Russland wird das Weidenröschen getrocknet und dabei fermentiert. So entsteht der „Koporje-Tee“. Nicht umsonst wird das Weidenröschen auch in der dortigen Volkskunde als Schwarzteeersatz gehandelt und in der Vergangenheit auch so verwendet.