Dompfaff

Blutfink, Rotgimpel, Rotfink, Rotvogel, Pollenbeißer (Knospenbeißer), Gücker und Goll lauten die Namen für den Gimpel oder Dompfaff in den verschiedenen deutschen Landen. Mit seinem orange-roten Gewand und seiner schwarzen Kappe gleicht das Dompfaff-Männchen einem Domherrn. Das Weibchen ist unauffälliger gefärbt, hat es dafür aber faustdick hinter den Ohren (mehr dazu später).

Weshalb dieser Vogel aus der Familie der Finken früher ein Symbol für Tölpelhaftigkeit, Ungeschicklichkeit und Dummheit war, ist nicht überliefert. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall. So beschreibt der Vater des Autors von „Brehms Tierleben“ folgendes: „Der Dompfaff pfeift ein Lied, das ihm vorgepfiffen worden ist, so rein, flötenartig und angenehm, wie man es nur wünscht. Dabei haben diese Vögel ein so liebes, zärtliches Wesen, machen so hübsche Verbeugungen und andere artige Bewegungen, dass sie mit Recht sehr hoch geschätzt werden. Überdies singen sie, wenn man es von ihnen verlangt. Man tritt dann zu ihnen, ruft ihren Namen und macht ihnen einige Verbeugungen, der Gimpel wiederholt sie und fängt dann an, seine lieblichen Töne hören zu lassen.

Da wir keine Dompfaffe im Käfig halten wollen, können wir den Wahrheitsgehalt dieser Schilderung nicht testen. In der freien Natur sind Dompfaffe eher scheu und schreckhaft, achten auf Warnrufe (auch anderer Vögel) und nehmen sofort Reißaus.

Als ursprünglich reiner Waldvogel taucht er in der letzten Zeit mehr und mehr auch in unseren Gärten auf. Besonders die Männchen sind im Winter mit ihrem leuchtenden Federkleid nicht zu übersehen. Das Brustgefieder des Weibchens ist unscheinbar graubraun. Dafür sind die Dompfaff-Damen sehr selbstbewusst: Bei der Balz geht die Initiative von ihnen aus.
Treffen sich nach der Jugendmauser zwei unbekannte Gimpel verschiedenen Geschlechts, ist ein interessantes Ritual zu beobachten: Zunächst fliegt das Weibchen mit drohend aufgeplustertem Bauchgefieder, aufgerissenem Schnabel und heiseren „Chuäh-Rufen“ auf das Männchen zu. In der ersten Reaktion fliegt das Männchen oft weg (Männchen greifen instinktiv ein Weibchen nicht an). Bleibt es aber sitzen und zeigt seinerseits kein Imponiergehabe, wird es vom Weibchen unter „Chier-chier“-Rufen attackiert. Ergreift es nicht rechtzeitig die Flucht, kann es schwer verletzt oder gar getötet werden.
Weicht das Männchen dagegen nur etwas aus, plustert sich auf und zeigt so sein Interesse am Weibchen, stellt die Gimpel-Frau ihre Feindseligkeit ein. Die Vögel berühren sich mit ihrem Schnabel und schließlich kommt es zum „Zärtlichkeitsfüttern“. Dabei bettelt das Weibchen wie ein Jungvogel, indem es sich duckt und seine Flügel unter Zittern spreizt. Das Männchen füttert aus dem Kropf. So sichert es seine Dominanz. Die Paare bleiben das ganze Jahr über zusammen.

Für das Nest wird am liebsten ein Platz in dichten Hecken und Fichten auf geschützten Ästen in 120 bis 180 cm Höhe gewählt.
Ringförmig wird anfangs aus dünnen, trockenen Fichtenreisern gebaut. Dann folgen auch andere Zweige, Wurzeln und Krautstängel oder Halme. Ganz selten wird Moos verwendet. Nach fünf bis sechs Tagen ist das Nest meistens fertig. Während des Nestbaus werden Begattungen und Zärtlichkeitsfüttern regelmäßig fortgesetzt.

–   Brutzeit zwischen April und Juli, Dauer ca. 12-14 Tage

  • – Während des Brütens füttert das Männchen das Weibchen
  • – Die 4-6 Jungen, verlassen nach ca. 12-16 Tagen das Nest

Die Jungvögel sind anfangs blind und nackt. In den ersten sechs Tagen werden sie vom Weibchen aus dem Kropf gefüttert mit dem, was es zuvor vom Männchen erhält. Anfangs stehen Blattläuse, Ameisen und kleine Hausschnecken auf der Speisekarte.
Nach acht Tagen öffnen die Jungen die Augen und recken spontan bettelnd den Kopf in die Höhe, reißen den Schnabel weit auf und rufen mit typischen Lauten nach Nahrung. Von da an füttern die Vogeleltern gemeinsam – nun aber überwiegend mit Pflanzensamen.
Das Durchschnittsalter der Dompfaffe liegt bei nur 2 Jahren. Ein Methusalem wurde in Gefangenschaft schon mal älter als 17 Jahre.

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