Eisvogel

Der Eisvogel ist einer der buntesten heimischen Vögel. Wegen seiner Schönheit und Farbenpracht wird der geschickte Jäger auch als fliegender Edelstein bezeichnet. Woher der Name des spatzengroßen Vogels stammt, ist nicht eindeutig festzulegen. Es heißt der Name komme vom althochdeutschen „eisan“ für „schillern“ oder „glänzen“. Tatsächlich passt die Bezeichnung „Schillervogel“ zum Farbenspiel seines leuchtendblauen Federkleides.

Der Eisvogel gilt als Standvogel und besiedelt weite Teile Europas, Asiens sowie das westliche Nordafrika. Während des ganzen Jahres benötigt er offenes Süßwasser. Eisvögel leben an mäßig schnell fließenden oder stehenden, klaren Gewässern mit Kleinfischbestand. Dazu müssen ein ausreichendes Angebot an Sitzwarten und möglichst auch Gehölzen vorhanden sein. Als Brutplätze dienen Steilufer, mit Vorliebe auch große Wurzelteller umgestürzter Bäume mit dicker Erdschicht.
An einer senkrechten oder sogar leicht vornüber geneigten Steilwand wird möglichst im oberen Abschnitt mit dem Schnabel eine Höhle gegraben. Die leicht ansteigende Nisthöhle ist einschließlich dem „Kessel“ 40 bis 80 Zentimeter lang. Der Kessel hat einen Durchmesser von 17 Zentimetern und ist ungefähr zwölf Zentimeter hoch. Im weichen Sand sind im Gegensatz zu hartem Lehm Höhlenlängen von bis zu einem Meter möglich.

Zwischen Februar und März streifen Eisvögel laut rufend die Gewässer entlang. Wenn sie einen möglichen Partner gefunden haben, veranstalten sie flach über dem Wasser ausgedehnte Verfolgungsflüge.
Zur Balz bringt das Männchen kleine Fische und übergibt sie dem Weibchen mit einer Verbeugung. Nimmt das Weibchen die „Morgengabe“ mit zitternden Flügeln entgegen, signalisiert es sein Einverständnis zur Verbindung. Zur Paarung nimmt das Männchen anschließend eine Imponierstellung ein. Zeigt das Weibchen seine Bereitschaft, erfolgt die Begattung. Anschließend folgt in der Regel ein Bad. Begattungen finden mit oder ohne vorangehende Balzfütterungen mehrmals am Tag statt.
Das Weibchen legt sechs bis acht Eier. Männchen und Weibchen brüten abwechselnd. Zur Brutablösung ruft der ankommende Partner vor der Steilwand kurz, worauf der brütende Vogel die Höhle verlässt. Die Brutzeit dauert 19 bis 21 Tage.
Von allen Gelegen gehen circa 30 bis 40 Prozent zugrunde, ein Großteil wegen Hochwasser. Auch starke Regenfälle überfluten oft die Höhlen. Zudem sind die das Gewässer durch aufgewühlten Grund stark getrübt, so dass der Fischfang eingeschränkt wird. Die Nachkommenschaft verhungert.

Nach dem Schlüpfen sind die Jungen nackt und blind. Anfangs werden sie mit Insekten gehudert und später mit vier bis fünf Zentimeter langen Fischen gefüttert. Wenn ein Küken gefressen hat, rotieren die Nestlinge einen Platz weiter, so wird eine gleichmäßige Ernährung des Nachwuchses gewährleistet. Nach acht Tagen werden an Brust, Rücken und Flügeln die ersten bläulichen Federkiele sichtbar. Sobald sich nach dem zehnten Tag die Augen öffnen, wird lediglich noch nachts gefüttert. Nach drei Wochen ist das Gefieder bis auf kleinere Bereiche am Kopf weitgehend von den Hüllen befreit. Etwa nach 23 bis 28 Tagen nach dem Schlüpfen fliegen die Jungvögel aus der Behausung. Anfangs bekommen sie noch Nahrung gereicht, lernen aber bald, selbst zu Fischen.

Die Jungvögel halten sich danach in der Umgebung reglos auf Sitzplätzen auf, die oft im dichten, schattigen Geäst liegen. Die Eltern, vor allem das Männchen, versorgen sie mit Fischen, führen sie dabei aber stückweise von der Bruthöhle weg. Anfangs bekommen sie die Nahrung gereicht, später fliegen sie den Altvögeln entgegen. Zudem beginnen sie bald, das Fischen zu lernen. Nach ein bis zwei Tagen werden sie energisch und laut rufend von den Altvögeln aus dem Revier vertrieben.

Ab November unternehmen die Vögel keine größeren Ortsbewegungen mehr und legen in Erwartung des kommenden Winters zwischen zehn und fünfzehn Prozent an Gewicht zu.

Früheren Generationen galt ein toter Eisvogel als Glücksbringer. Sie wurden zu den Wertsachen gelegt, damit sich die Werte vermehren sollten. In der Antike galt der Eisvogel als Symbol für den Tod überdauernde eheliche Liebe.

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