Goldammer

Romantisch veranlagte Menschen hören im Gesang der Goldammer „wie-wie-wie-hab-ich-dich-so-liiiiiiieb“; für weniger romantisch veranlagte Zeitgenossen ist der Vogel einfach nur der „Bauernkanari“. Während die einen den Gesang beurteilen, bezieht sich der „Kanari“ auf das leuchtend gelbe Gefieder um Kopf und Hals des Männchens, mit dem es sich zur Brutzeit rausputzt. In der übrigen Zeit des Jahres erscheint das Männchen ähnlich unscheinbar wie das Weibchen.

Die Goldammer (Emberiza citrinella) wird im Volksmund auch Hämmerling, Emmerling, Ammeritz, Gelbling und Gilberitz genannt – Namen, die uns gelegentlich als Eigennamen im Adressbuch wiederbegegnen.

Die Vögel sind nur wenig größer als die Sperlinge, haben dafür aber einen längeren Schwanz. Ihre Körperlänge erreicht 16 bis 17 Zentimeter, sie wiegen 25 bis 30 Gramm. Goldammern bevorzugen offene, abwechslungsreich strukturierte Kulturlandschaften mit Sträuchern, Hecken und Obstbäumen, sowie Waldränder, Lichtungen und Randlagen von Ortschaften.
Erwachsene Goldammern ernähren sich größtenteils von Samen; die Nestlinge aber werden hauptsächlich mit wirbellosen Insekten gefüttert, in erster Linie mit Spinnen, Käfern, Springschwänzen, Schmetterlingslarven u.a. Die Nahrungssuche findet vorzugsweise in den frühen Morgen- und Abendstunden statt, häufig sind die Vögel in kleineren Pulks zu sehen.
Zwischen April und Anfang Juni baut das Goldammerweibchen sein napfartiges Nest aus Grashalmen und Blättern – am liebsten gut versteckt am Boden oder in der unteren Region eines Gebüschs. Etwa vier bis fünf Eier befinden sich im Nest. Es brütet allein das Weibchen, das vom Männchen am Nest gefüttert wird. Nach 12 bis 15 Tagen schlüpfen die Jungen. Die Nestlingszeit beträgt 9 bis 14 Tage. Die Nestlinge werden nach dem Schlüpfen zunächst vom Weibchen gehudert. Das Männchen schafft das Futter herbei und übergibt es am Nest dem Weibchen. Frisch geschlüpfte Nestlinge haben auf dem Kopf und am Körper lange, dunkelgraue Dunen. Ihr Rachen und ihre Zunge sind rosa, dagegen heben sich auffallend die weißlich-rosa Zungenränder und die Zungenspitze ab. Die Schnabelwülste sind gelblich weiß. Nach den ersten Flugversuchen werden die Jungen schnell selbständig. Goldammern brüten zwei- manchmal auch dreimal im Jahr.

 

Als die häufigste der fünf Ammern-Arten in Europa ist die Goldammer eine der charakteristischen Brutvögel der Feldmark. Außerhalb der Brutzeit fliegen die Vögel oft in größeren Trupps günstige Nahrungsplätze am Rand von Dörfern oder Wildfutterplätzen.
Die Goldammer ist als typischer „Feldvogel“ direkt von den menschengeschaffenen Veränderungen in der Kulturlandschaft abhängig. Werden Äcker intensiv bewirtschaftet, so dass weder Wildkräutern noch Insekten ein Chance haben, leiden Goldammern Nahrungsmangel. Fehlen Gebüsche, Hecken und Gräben finden Goldammern ebenso wenig geeignete Nistplätze und wie auch Singwarten.

 

Die Bestände gelten in Deutschland noch als stabil, doch melden unsere westlichen Nachbarn (Frankreich, Belgien, England) und auch die skandinavischen Länder teilweise erhebliche Rückgänge. In Deutschland brüten 1,0 bis 2,8 Millionen Paare. Auf dem Eurasischen Kontinent ist die Goldammer vom Norden der Iberischen Halbinsel bis nach Zentralsibirien hinein und im Norden bis an das Nordkap beheimatet.

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