Wachtel

„Unsere“ Wachtel
Ich setze „unsere“ in Anführungszeichen, weil von dieser kleinsten Hühnervogel-Art nur ganz selten ein Vogel zu sehen ist. Manchmal aber können wir den typischen Wachtelruf (den sogenannten Wachtelschlag) hören, z.B. um den Gebberg herum. Man kann Wachteln dort in der Morgen- und Abenddämmerung hören, zu sehen bekommt man sie jedoch kaum.

Beim „Wachtelschlag“ handelt es sich um eine dreisilbige Tonfolge, die im Volksmund mit den Silben pick-werwick annähernd beschrieben wird. Allgemein ruft der Wachtelhahn vier bis sieben solcher „Schläge“ hintereinander. Die Henne antwortet auf das Rufen des Männchens mit einem weich-fließenden gru-gru. Der Ruf des Wachtelmännchens kann einen halben Kilometer weit gehört werden.
Wachteln sind Graslandbewohner. Ihr Lebensraum sind offene Landschaften mit hohem Gras- und Krautbestand. In höheren Lagen sind sie auch auf von Wald umgebenen Wiesenstücken zu finden (wie um unseren Gebberg herum).

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NAUMANN: Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas, Gera 1897

Die Wachtelhähne haben ein orangebraunes Gefieder, dazu einen schwarzen Kehlkopf dessen Gefieder ein weißes „Halsband“ unterbricht. Die Wachtelhenne ist den Männchen sehr ähnlich gefärbt, allerdings ist ihr Kopfmuster weniger ausgeprägt und das Federkleid eher sandbraun. Beide, Hähne und Hennen haben einen kleinen, gebogenen Schnabel. Die Tiere sind etwa 15 bis 20 Zentimeter groß, von rundlicher Gestalt und haben einen kurzen, aus acht bis zwölf Federn bestehenden Schwanz. Ihr Gewicht beträgt etwa 90 bis 110 Gramm.
Der Wachtelbestand gilt als stark gefährdet. In vielen Regionen sind sie gar nicht mehr zu finden. Eine Ursache für den Rückgang ist die Verfolgung auf der Zugroute. Die andere Ursache für den Rückgang sind Lebensraumzerstörung und Jagd. In Deutschland ist der Vogel aber bereits seit vielen Jahren geschützt und seine Jagd verboten.
Seit mehreren hundert Jahren schon sind die Menschen von der Wachtel fasziniert. Denn Wachteln gelten als Delikatesse (wegen ihrer Eier aber auch wegen ihres zarten Fleisches). So werden sie immer beliebter in professioneller Zucht gehalten, da sie im Vergleich zu anderen Hühnervögeln sehr wenig Platz benötigen und ihr Fleisch gut bezahlt wird.
Werden sie als Heimtiere gezogen, können sie sehr zutraulich werden, sofern man sie artgerecht hält und sich fleißig um sie kümmert. In Gehegehaltung werden Wachteln bis zu 5 Jahre alt, während sie in freier Wildbahn ein Alter von etwa zwei Jahren erreichen.
Durch Züchtung sind zu den natürlichen Wachtelarten, viele neue hinzu gekommen. Die wohl bekannteste Züchtungsart ist die Japanische Legewachtel. Ihre Legeleistung liegt bei 300-330 Wachteleiern pro Jahr. „Mastwachteln“ dagegen dienen der Fleischproduktion. Sie erreichen ein Gewicht von 300-500g.
„Mast- und Legewachteln“ werden mit dem sehr unglücklich gewählten, weil irreführenden Begriff „Eurowachtel“ bezeichnet. Andere vermuten unter dem Begriff „Eurowachtel“ eine Kreuzung zwischen Japanischer und Europäischer Wachtel. Aber auch das ist genau so falsch wie der Begriff an sich. Offiziell gibt es keine Eurowachteln. Wir kennen entweder „Legewachteln“ oder einfach Wachteln in freier Wildbahn. Davon gibt es weltweit etwa 40 verschiedene Arten.

Die „Europäische Wachtel“ – so ihr offizieller Name – dazu gehören „unsere“ Wachteln am Gebberg. Sie werden auch als Feldwachteln, Deutsche Feldwachteln oder Europäische Feldwachteln bezeichnet. Wie alle Wachteln sind sie Bodenbrüter, bauen ihr Nest folglich in einem flachen Loch, in dem bis zu 13 Eier zu finden sind. Nach 17 Tagen schlüpfen die Jungen. Für 11–19 Tage bleiben sie dort als Nestlinge und werden mit Samen und Insekten gefüttert.
Unter allen Hühnervögeln sind die Europäische Wachtel und Japanwachtel die einzigen Zug- bzw. Strichvögel. Die Europäische Wachtel zieht im Herbst nach Italien, Spanien oder sogar bis nach Nordafrika.