Goldhähnchen

Obwohl sie zur Familie der Meisen gerechnet werden, unterscheidet sich diese kleinste unserer heimischen Vogelarten deutlich von den größeren Meisen. Mit 9 cm Körperlänge und einem Gewicht von 5 – 6 g sind Goldhähnchen mit Meisen nicht zu verwechseln.

Die Unterscheidung von Sommergoldhähnchen und Wintergoldhähnchen geht nicht etwa auf eine jahreszeitliche Färbung des Gefieders zurück, sondern bezeichnet zwei Arten dieser Winzlinge.

Das Wintergoldhähnchen ist in unseren Breiten ein Standvogel, d.h. er bleibt den Winter über bei uns. Das Sommergoldhähnchen zieht für die kalten Monate ins südlichere Europa.
Beide Arten haben ein graugrünes, dichtes Federkleid und einen schwarzbegrenzten orangefarbenenen Streif auf dem Scheitel. Das Männchen des Sommergoldhähnchens wird deshalb auch „Feuerköpfchen“ genannt. Das Wintergoldhähnchen heißt auch „Rotkrönchen“. Während das Sommergoldhähnchen zudem einen kräftigen schwarzen Streifen über den Augen aufweist, fehlt dieser dem Wintergoldhähnchen ganz. Das Sommergoldhähnchen ist insgesamt kräftiger gefärbt.

In diesen Monaten können wir allenfalls Wintergoldhähnchen entdecken. Sie lieben Tannen- und Fichtenwälder und wohnen in deren Baumkronen. Ihr Nestbau beginnt im Frühjahr.

Das Nest ist immer gut verborgen. Hoch oben in Nadelbäumen hängt die kleine Kugel zwischen übereinander hängenden, dichten Zweigen geschützt. Das winzige Bauwerk mit einer Einschlupföffnung, ist aus Moos, Flechten und Fasern zusammengefilzt. Männchen und Weibchen bauen das Nest gemeinsam.

Die erste Brut gibt es im April/Mai. Später kann eine zweite (Juni/Juli) folgen. Bis zu 10 Eier gehören im Schnitt zu einem Gelege. Jeden Tag kommt ein Ei  hinzu – nicht viel größer als ein Kirschkern, mit dunklen Wolken und Tupfen. Das Gelege macht mehr als das Gewicht des Weibchens aus – eine beachtliche Leistung des kleinen Vögelchens. Das Weibchen brütet allein; 12 bis 17 Tage lang. Die Jungen, haben einen gelben Sperr-Rachen mit dunkelgelber Zungenumrandung und blasgelbem Schnabelwulst. Beide Eltern füttern sie mit weichen, winzigen Insekten (Blattläuse, Insekteneier), später stehen auch feine Sämereien auf die Speisekarte.

Nach 15 bis 16 Tagen fliegen die Jungvögel aus. Anfangs ist ihr Federkleid olivgrün, die schwarz-gelbe Kopfzeichnung erscheint erst zum Herbst des gleichen Jahres.

Das Sommergoldhähnchen wird wegen seines dunklen Streifs durch das Auge auch Augenstreif-Goldhähnchen genannt. Sein Lied ist dem des Wintergoldhähnchens ähnlich, aber einförmiger. Die Strophen schwellen in der Stärke an und enden im Schlussschlag „a“, etwa so: „si si si si si a“.

Foto: pixbay

Von Heinrich Seidel (1842 bis 1906) stammt dieses hübsche Lied:

Bei Goldhähnchen war ich jüngst zu Gast,
Sie wohnen im grünen Fichtenpalast
In einem Nestchen klein,
Sehr niedlich und sehr fein!

Was hat es gegeben? Schmetterlingsei,
Mükkensalat und Grützenbrei
Und Käferbraten, famos,
Zwei Millimeter groß.

Dann sang uns Vater Goldhähnchen was –
So zierlich klang’s wie gesponnenes Glas.
Dann wurden die Kinder beseh’n,
Sehr niedlich alle zehn!

Dann sagt ich: „Leb wohl und danke sehr!“
Sie sprachen: „Bitte, wir hatten die Ehr‘,
Und hat uns mächtig gefreut!“
Es sind doch reizende Leut‘!