Pirol

Wer hätte gedacht, dass der Vater von „Wum und Wendelin“ seinen Künstlernamen nach dem Vogel des heutigen Beitrags gewählt hat. Entsprechend dem Gesang des schmucken Vogels kam das Adelsgeschlecht derer „von Bülow“ zu seinem Wappentier. Vicco von Bülow nahm als Künstlernamen den französischen Namen des Vogels an: LORIOT.
Der Pirol, den wir hier heute vorstellen, ist selten geworden. Die großflächige Zerstörung seiner bevorzugten Lebensräume hat den farbenprächtigen Pirolen bei uns der Heimat beraubt, so dass viele Menschen den zitronen- bis goldgelben Vogel noch nie in der freien Natur gesehen haben – zumal er sich, dort wo er noch heimisch ist, gern im Laubdach höherer Bäume versteckt.

Pirol
Foto aus: „NATURGESCHICHTE DER VÖGEL MITTELEUROPAS“ (Naumann, Gera 1901)

Pirole sind alles andere als gesellige Vögel, eher typische Einzelgänger, die nur während der Paarungszeit eine Familie bilden. Wenn man den etwa amselgroßen Vogel auch schwer zu sehen bekommt, so kann man doch oft sein flötendes didlioh hören.
Die Körperlänge des schlanken Vogels, erreicht bis 24 Zentimeter. Männchen wiegen im Durchschnitt 41 Gramm, die Weibchen dagegen 71,8 Gramm. Flügel und Schwanz des ausgewachsenen Männchens sind schwarz mit einem gelben Ansatz, Schnabel und Augen beider Geschlechter sind rostrot. Das erwachsene Weibchen dagegen ist eher gelbgrün bis grau, hat eine gelbe Unterschwanzdecke und gelbe Schwanzspitze.
Die geschickten Kletterer, bewegen sich geschwind und sicher in den Bäumen. Sie bauen ihr napfförmiges Nest am liebsten in hohen Astgabeln von Laubbäumen.
Die Brut beginnt Ende Mai. Das Gelege besteht aus drei bis fünf hellen, creme- oder rosaweißen Eiern mit wenigen kleinen, graubraunen bis schwarzen Flecken. Das Wärmen der Eier beginnt bereits mit der Ablage des ersten Eies. Beide Geschlechter beteiligen sich gleichermaßen am Wärmen der Eier. Nach 13 bis 18 Tagen schlüpfen die Jungen. Küken und Jungvögel werden vor allem mit nahrhaften Raupen und kleineren Insekten gefüttert. Für die Küken wird die Nahrung von den Elternvögeln sorgfältig ausgewählt und zum Teil auch vorbereitet. Do werden z.B. den Raupen die harten Chitinköpfe vor dem Füttern abgebissen. Später werden die Jungtiere auch mit Beeren und Früchten, wie beispielsweise Kirschen, gefüttert. Sind die Früchte zu groß, werden sie ausgepresst und der Saft in den Schnabel der Jungvögel geträufelt. Gegen Ende der ersten Woche brechen die ersten Federn des Jugendkleides durch, wenige Tage später folgen bereits erste Schwanzfedern. Die Nestlingsdauer beträgt 14 bis 20 Tage. Sehr oft fehlt den Jungen noch die volle Flugfähigkeit, sobald sie das Nest verlassen.

Der Pirol vertilgt in seinem Lebensraum eine große Menge an Insekten und trägt somit seinen Teil dazu bei, die Populationen von Schadinsekten zu regulieren.

Die Bestandsentwicklung ist seit Jahren negativ. Der Pirol wurde 2002 in die Rote Liste gefährdeter Brutvögel in Deutschland aufgenommen. Der Bestandsrückgang resultiert aus dem Verlust naturnaher Laub- und Auwälder, dem Biozideinsatz in Brut-, vor allem aber Rast- und Überwinterungsgebieten, sowie die illegale Bejagung auf den Zugrouten.

Als Zugvogel überwintert der Pirol vor allem in den Hochländern und Waldgebieten des östlichen Afrika, südwärts bis zu den Kapprovinzen. Sogar Madagaskar wird erreicht. Der Wegzug aus den Brutgebieten beginnt schon Ende Juli und erreicht Ende August seinen Höhepunkt; Nachzügler sind in Mitteleuropa bis in den Oktober zu beobachten.
In den Überwinterungsgebieten kommt die Art bis in Höhen von 3000 Metern und mehr vor. Die afrikanischen Winterquartiere werden ab Ende Januar geräumt. Die ersten Pirole erreichen ihre mitteleuropäischen Brutplätze Ende März, die meisten tauchen bei uns erst Anfang Mai auf. Zuerst kommen die Männchen aus den Winterquartieren zurück.