Rotkehlchen

Der zutrauliche Vogel kommt uns oft bei der Gartenarbeit neugierig näher. Es könnte ja eine dicke Larve für ihn abfallen.

Rotkehlchen
Foto: Philip Heron / auf Wikipedia

Seine Zutraulichkeit war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb gerade das Rotkehlchen als „Modelltier“ für den Nachweis des Magnetsinns der Vögel benutzt wurde. Ende 1960 gelang an der Frankfurter Uni einem jungen Wissenschaftler mit einem Rotkehlchen der experimentelle Nachweis, dass Tiere ein statisches Magnetfeld wahrnehmen und ihr Verhalten in Abhängigkeit von diesem Magnetfeld verändern können.
Vögel bestimmen ihre Flugrichtung am Neigungswinkel der Magnetfeldlinien relativ zur Erdoberfläche. Sie unterscheiden zwischen „polwärts“ und „äquatorwärts“, denn am Pol weisen die Magnetfeldlinien senkrecht nach oben, während sie am Äquator genau parallel zur Erdoberfläche verlaufen. Vermutlich liegt das Sinnesorgan dafür in der Netzhaut der Augen, andere Forscher vermuten im Bereich des Schnabels empfindliche Strukturen für den Magnetsinn – eine wichtige Voraussetzung für die Orientierung beim Vogelzug.
Rotkehlchen lieben Gärten und Parks mit Wasser, denn sie baden gerne täglich. Die etwa spatzengroßen, hellbraunen Vögel mit hellem, fast weißem Bauch sind durch die leuchtende, orange-rote Kehle unverwechselbar.
Im Sommer gelten Insekten und deren Larven, Spinnen, Würmer und Schnecken als Leibspeise, auch Beeren und weiche Früchte von heimischen Wildsträuchern.
Bei der Winterfütterung lieben sie Haferflocken, Körner-Insektenmischungen in Talgmasse, am besten in kleinere Teile zerbrochen unter einem Strauch ausgelegt.
Rotkehlchen bauen ihre Nester in dichtem Strauchwerk nahe am Boden, hin und wieder auch mal in efeubewachsenen Bäumen. In einem napfförmigen Nest werden 5 bis 7 gelbliche Eier mit bräunlichen Flecken vom Weibchen alleine bebrütet. Das Männchen füttert die Zeit über das Weibchen. Die Jungen schlüpfen nach 14 Tagen. Genau so lange bleiben sie als Nesthocker im Nest. Danach sind sie flügge, fliegen ihren Eltern nach, werden aber noch gefüttert. Die namensgebende orangerote Färbung von Gesicht, Kehle und Brust fehlt im Jugendkleid noch. Stattdessen ist das Gefieder grob gefleckt. Erst in der Jugendmauser entwickelt sich die vertraute Färbung. Eine Gefahr für Rotkehlchen sind Katzen, Wiesel, Eichhörnchen, Marder, Elstern, Sperber und Falken.
Die sperlingsgroßen Vögel mit den dunklen Knopfaugen sind Frühaufsteher. Schon vor Sonnenaufgang ist ihr Gesang zu hören und auch abends noch, wenn viele andere Vögel schon schlafen, ist von Baumspitzen das „Ticksen“ und „Schnickern“ zu hören. Der Gesang ist nicht einfach zu beschreiben. Er besteht aus einer perlend dahinfließenden, längeren Strophe in überwiegend sehr hohen Tönen.
Untereinander sind Rotkehlchen aber zänkisch und unverträglich und besitzen ein ausgeprägtes Revierverhalten. Mit ihrem Gesang verteidigen sie ihr Revier; dringt aber trotzdem ein Nebenbuhler ein, wird durch dessen rote Brust augenblicklich ein Aggressionsverhalten des Revierinhabers ausgelöst. Dieser hebt den Schwanz an, breitet die Flügel aus und plustert sich auf, um seine leuchtend rote Brust deutlich zur Schau zu stellen.
Rotkehlchen sind eigentlich Standvögel, d.h. sie bleiben im Winter bei uns. Nur die in den nördlichen Verbreitungsgebieten lebenden Vögel überwintern regelmäßig in wärmeren Gefilden. Rotkehlchen sind im Winter besonders gut an Futterstellen zu beobachten.